Pressemitteilung Nr. 204 / 2005 vom 21.11.2005

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„Archäologischer Park Glauberg und ein Keltenmuseum in Bad Nauheim würden voneinander profitieren“

Wissenschaftsminister Corts: Touristischer und wirtschaftlicher Impuls für die Region

Wiesbaden / Glauburg – „Der Glauberg bleibt eine der wichtigsten Forschungsstätten in Hessen, und dieser Tatsache trägt das Land durch den Ausbau des Archäologischen Parks Glauberg Rechnung.“ Das hat der Hessische Minister für Wissenschaft und Kunst, Udo Corts, bei einem Ortstermin bekräftigt. Mit dem Kauf von sechs Grundstücken mit einer Gesamtfläche von gut 69.000 Quadratmetern für zusammen knapp 269.000 Euro habe das Land bereits eine archäologische Schutzzone für die künftige Keltenforschung gesichert – angesichts der Größenordnung ein in Hessen bisher einmaliger Vorgang. Schon jetzt beschäftigt sich eine international besetzte Forschergruppe im Rahmen eines interdisziplinär ausgelegten und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Programms mit dem Glauberg. Das Forschungsprojekt widmet sich der Entstehung und Entwicklung der frühlatènezeitlichen Fürstensitze und ihrer Umgebung. Der Landesarchäologe, Prof. Dr. Egon Schallmayer, rechnet in den nächsten Jahren mit völlig neuen Ergebnissen zur Geschichte und Archäologie der Kelten in Hessen.

Das am Glauberg geplante Besucher- und Informationszentrum soll nach den Worten von Minister Corts der populärwissenschaftlichen, lebendigen Vermittlung der Funde dienen. Gezeigt werden sollen unter anderem Repliken der spektakulären Grabfunde und der Statue des Keltenfürsten. Diese gehen in ihrer Anschaulichkeit über die der Originale hinaus, weil letztere teilweise nur fragmentarisch erhalten sind. Vorstellbar sind beispielsweise auch eine Rekonstruktion der Fürstengräber und Sonderausstellungen mit Originalfunden aus der keltischen Zeit in Hessen. Das Besucher- und Informationszentrum, so Corts, lebe nicht zuletzt auch von Veranstaltungen am authentischen Ort, die von der einfachen Führung bis hin zum Keltenfest reichen können. Der Minister verwies in diesem Zusammenhang auf das Vorbild der Präsentation der römischen Epoche auf der Saalburg bei Bad Homburg.

Das Besucher- und Informationszentrum soll oberhalb des rekonstruierten Fürstenhügels auf einem der kürzlich vom Land angekauften Grundstücke in der Nachbarschaft des Hauses Richter entstehen. Die Nähe zu diesem ebenfalls erworbenen Haus ist wegen der dadurch langfristig möglichen Verbindung beider Bauteile und einem darum herum anzulegenden archäobotanischen Garten sinnvoll. Vor Baubeginn soll das Grundstück noch archäologisch untersucht werden. Diese Grabungen sind von April bis Oktober 2006 geplant. In Anschluss daran kann mit der Errichtung des Gebäudes begonnen werden, das dann voraussichtlich 2008 fertig sein wird.

Der Glauberg ist damit ein zentraler Bestandteil des „Kelten-Netzwerks“ zur Erforschung, Dokumentation und Präsentation dieser Epoche im Land. Das Besucher- und Informationszentrum Archäologischer Park Glauberg soll in Zukunft von dem in Bad Nauheim einzurichtenden Keltenmuseum und -forschungszentrum wissenschaftlich betreut werden. Die Einrichtung einer solchen Institution im sanierungsbedürftigen Sprudelhof wird zur Zeit in einer Machbarkeitsuntersuchung geprüft, deren Ergebnis im Frühjahr 2006 vorliegen soll. Der eher „wissenschaftlich-akademische“ Betrieb des Museums in Bad Nauheim soll den Planungen zufolge zur Vertiefung der am authentischen Ort gewonnenen Eindrücke der Besucher beitragen. Umgekehrt soll das Erlebnis am Glauberg das Interesse wecken, die Originalfunde in Bad Nauheim zu sehen und sich dort weiter über die Kelten in einem europäischen Rahmen zu informieren. Durch Ausgrabungen in der Nachbarschaft des Sprudelhofs ist auch der Frage nachzugehen, ob und in welchem Umfang, der vermutliche wirtschaftliche Reichtum der keltischen Fürsten vom Glauberg aus den Salinen in Bad Nauheim stammte.

„Abgesehen davon, dass die beiden Einrichtungen voneinander profitieren würden, wäre mit dem Zweiklang Glauberg/Bad Nauheim auch ein touristischer und damit wirtschaftlicher Impuls für die gesamte Region gegeben“, sagte Corts. Er fügte hinzu, dass die beiden Orte nur 25 Kilometer auseinanderliegen. Für diese Konstellation gebe es im Übrigen ein Vorbild in Baden-Württemberg: Dort werden die Originalfunde des Keltenfürsten von Hochdorf im Museum in Stuttgart präsentiert, während am ebenfalls 25 Kilometer entfernten Ausgrabungsort in Hochdorf Rekonstruktionen, Kopien und Informationen zur archäologischen und historischen Einordnung gezeigt werden.

Nach seinem Konzept, so der Minister, würde der Glauberger Keltenfürst wieder in die Ursprungsregion zurückkehren. Nur falls sich das Keltenmuseum im Sprudelhof nicht realisieren lassen sollte, würden die Originalfunde im Landesmuseum in Darmstadt bleiben, wo sie zur Zeit in einer großen Ausstellung zu sehen sind. Auf dem Glauberg würde in diesem Fall ein großzügigeres Besucher- und Informationszentrum entstehen.

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