Pressemitteilung Nr. 14 / 2006 vom 03.02.2006

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„Einer der ganz großen kulturellen Schätze unseres Landes“

Kunstminister Corts beim Festakt zum Abschluss der Restaurierung der 1000 Jahre alten Krypta von St. Andreas in Fulda-Neuenberg

Wiesbaden / Fulda – „Die Krypta von St. Andreas in Fulda-Neuenberg ist ein Juwel der Kunstgeschichte, einer der ganz großen kulturellen Schätze unseres Landes.“ Das hat der Hessische Minister für Wissenschaft und Kunst, Udo Corts, beim Festakt mit Bischof Heinz-Josef Algermissen zum Abschluss der Restaurierung der 1000 Jahre alten Unterkirche hervorgehoben. Nördlich der Alpen gibt es nur noch ein weiteres Beispiel für einen geschlossen ausgemalten Sakralraum aus der Zeit der Ottonen-Kaiser, nämlich die zum Weltkulturerbe zählende St.-Georgs-Kirche auf der Bodensee-Insel Reichenau. Experten des Landesdenkmalamts haben in enger Zusammenarbeit mit dem bischöflichen Generalvikariat und der Gemeinde Neuenberg seit 1994 in mühevoller Detailarbeit die zwischen 1023 und 1040 entstandenen, fast vollständig erhaltenen Fresken renoviert. Rund 600.000 Euro hat das Land dafür aufgewendet. Den gleichen Betrag steuerte die Diözese Fulda bei, wobei die St.-Andreas-Gemeinde ein Drittel des Anteils der Diözese trug.

Die Gestaltung der Krypta mit ihrer einzigartigen Ausmalung spiegele Glaubensinhalte und Weltbild der Menschen des frühen 11. Jahrhunderts, sagte Corts. „Sie macht damit 1000 Jahre christlich geprägter Kultur unseres Landes erfahrbar.“ Die Landesregierung ist sich nach seinen Worten der großen Verantwortung bewusst, die sie mit der Pflege des historischen Erbes hat. Das dokumentierten nicht zuletzt die ganz erheblichen Summen, die Jahr für Jahr in die Denkmalpflege investiert werden. 2005 waren es sieben Millionen Euro.

Während die Kirche in Neuenberg im Lauf der Zeiten mehrfach zerstört und umgebaut wurde, blieb die Krypta unversehrt erhalten: ein von vier Säulen getragener, gut sechs mal sechs Meter großer und drei Meter hoher Raum unter dem erhöhten Kirchenchor. Die Malereien in den Fensternischen und an den Gewölben zeigen Christusbilder, alttestamentarische Opferszenen, einen Prozessionszug von Engeln sowie Ornamentbänder und Bildnisse gekrönter Figuren. Sie wurden in so genannter Seccotechnik ausgeführt, also auf den bereits trockenen und abgebundenen Putz aufgetragen. Im Lauf der Jahrhunderte verschwanden die Bilder unter bis zu acht Farbschichten und wurden erst 1932 wiederentdeckt und renoviert. Nach einer umstrittenen Restaurierung 1952 verschlechterte sich ihr Zustand in den achtziger Jahren dramatisch. Seit 1994 wurden nun die Überzüge der beiden früheren Renovierungen vollständig entfernt – allein die Freilegung der 60 Quadratmeter bemalter Fläche dauerte fünf Jahre – und die mittelalterlichen Malschichten gefestigt und der Verputz gekittet. Dabei hat man fehlende oder irreparabel beschädigte Stellen nicht nachgemalt, sondern durch „Strichretuschen“ lediglich ausgebessert: Von Weitem hat der Betrachter dadurch einen vollständigen Bildeindruck, aus der Nähe besehen, sind diese Retuschen klar als solche erkennbar. Eine komplette Rekonstruktion, die eine Übermalung der originalen Malereien bedeutet hätte, gibt es nur in der Dokumentation auf Papier.

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